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Geburtsanzeigen sprechen vom unendlichen Glück der Eltern, vom Wunder der Geburt, von großer Dankbarkeit, wenn alles gut verlaufen ist nach Ihrer Hochzeit. Manche Väter und Mütter fühlen sich selbst wie neugeboren. Durch das Kind verlagern sich die Gewichte ihres Lebens. Schwangerschaft, Geburt und das unmittelbare Erleben des Kindes rücken manches zurecht, was sich im Laufe der Zeit in der Werte-Pyramide eines Paares verrückt hat. Die Welt steht Kopf: alles dreht sich um den neuen Erdenbürger. Kinder machen Menschen, meint wohl zu Recht eine alte Volksweisheit aus Afrika. Von der Unbekümmertheit, Spontaneität und Lebensfreude eines kleinen Kindes können Eltern lernen, was Lebensqualität letztlich bedeutet. Durch die Kinder und mit den Kindern schauen sie die Welt mit anderen Augen an. Zu dritt wird das Leben bunter, vielfältiger, überraschender, reich-haltiger.
Die Kehrseite der Medaille: Die neue Dreier-Beziehung stellt die Zweier-Beziehung vor eine oft ungeahnte Bewährungsprobe. Schon aus den eigenen frühen Kindertagen wissen wir um die Problematik eines Miteinanders zu dritt. Wenn wir zu zweit im Sandkasten, im Spielzimmer oder im Kindergarten spielen konnten, ging es gut. Gesellte sich ein Dritter hinzu, kam es zu Auseinandersetzungen bis hin zu gelegentlichen Handgreiflichkeiten.
Wie ein roter Faden zieht sich diese Erfahrung durch unser Leben: Dreier-Beziehungen sind streit- und konfliktanfällig. Sie ermöglichen Bündnisse: Zwei verbünden sich gegen einen. Diese Koalitionen können wechseln, meist verfestigen sie sich jedoch mit der Zeit. Da sind wir selbst oft genug gebrannte Kinder gewesen und zwar alles schön nach der Trauung.
Elternzeitschrift im Mittelpunkt
Kaum anders verläuft das Leben zu dritt in den jungen Familien. Im Mittelpunkt steht das Kind. Es beansprucht die ganze Aufmerksamkeit, die meiste Zeit, fast alle Energien, oft die letzten Kraftreserven. Auch Gefühle und Empfindungen mischen sich neu. Alle Zärtlichkeiten und Liebkosungen richten sich bevorzugt auf das süße Baby. Der Umfrage einer amerikanischen Elternzeitschrift zufolge küssen Mütter – aber auch Väter – angeblich ihr Baby im ersten Lebensjahr doppelt so oft wie den Partner bzw. die Partnerin.
Du bist ja nur noch für das Kind da, so lautet vielfach der (stumme) Vorwurf junger Väter. In der symbiotischen Einheit von Mutter und Kind fühlen sie sich als Vater ausgeschlossen und als Partner zurückgewiesen, vom ersten auf den letzten Platz verdrängt. Das Kind erleben sie in einer solchen Situation als Eindringling und als Rivale. Eifersucht, Enttäuschung und Aggressionen melden sich, werden jedoch als unangemessene Gefühlsregungen abgewehrt. Der Glücksmythos Kind verbietet derartig negative Reaktionen. Dennoch bleibt spürbar ein Gefühl des Unbehagens und der Unzufriedenheit zurück.
Viele Väter fürchten um ihren Platz als Liebespartner. Wohl nicht ganz zu Unrecht, wie eine Untersuchung der Universität Michigan, USA, zeigt: Demzufolge sinkt die Häufigkeit sexueller Kontakte zwischen den Eheleuten im ersten Jahr nach der Geburt um 40 Prozent. Das Glückskind wird zum Erotikkiller. Nach Ansicht der jungen Väter liegt die Ursache für diese Entfremdung eindeutig in der starken Konzentration der Mutter auf das Kind. Dauermüdigkeit bis zur völligen Erschöpfung, hormonelle Umstellungen bis zur postnatalen Lustlosigkeit, nicht zuletzt die permanenten Interventionen eines schreienden Säuglings können zu einem starken Verlust an körperlicher Nähe und Zuwendung, an Intimität und Erotik führen. So erleben nicht wenige Paare die so hoffnungsvoll und freudig erwartete Elternschaft als (erste) Krise ihrer noch jungen Ehe. Je realistischer ein Ehepaar die neue Lage einzuschätzen weiß, die sich durch das noch ungewohnte Wechselspiel von Partner- und Elternrolle ergibt, desto weniger anfällig ist es für unliebsame Überraschungen und offene oder latente Unzufriedenheit.
Dennoch: Ein Hoffnungsstreifen zeichnet sich ab am solcherart umwölkten Ehehimmel: So sich die Zweier-Beziehung nicht völlig aufgerieben hat im alltäglichen Stress mit dem Häschchengeben, Breifüttern, Windelnwechseln und nächtlichen Spazierentragen, ist nach dem ersten Familienjahr Entspannung angesagt. Nach Meinung der Fachleute normalisiert sich dann die familiäre Situation. Die Eltern können jetzt um vieles gelassener mit den kleinen Problemen des Alltags umgehen. Ein tolles Geschenk im Sinne eines Schmuckstückes oder warum nicht ein paar schöne Trauringe für Ihr Jubiläum mit einer Gravur.
Ein neuer Freundeskreis erschließt sich: Durch Paare, die ebenfalls Kinder haben, erkennen die jungen Eltern, dass ihre Schwierigkeiten, Sorgen und Nöte weniger hausgemacht, sondern eher von allgemeiner Natur sind. Das relativiert vieles und tröstet über manches hinweg – anderen Eltern geht es auch nicht viel besser.