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Die Wirtschaft ist derzeit in einem tiefgreifenden Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit begriffen. Neben ressourcenschonenden Produktions- und Lieferketten stehen dabei auch nachhaltige Rohstoffe im Fokus. Dabei gewinnen im Rahmen der grünen Wirtschaftsrevolution insbesondere Nutzpflanzen wieder mehr an Bedeutung.
Was sind Nutzpflanzen?
Als Nutzpflanzen werden gemeinhin alle Gewächse bezeichnet, die pflanzliche Rohstoffe liefern. Dazu gehören neben pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Getreide auch pflanzenbasierte Zusatz- und Werksstoffe. Sie dienen unter anderem als Baumaterialien oder der Herstellung von Gebrauchsgegenständen, Kosmetikartikeln, Pflegeprodukten und Medikamenten.
Die Anwendungsbereiche von Nutzpflanzen sind folglich sehr vielseitig. Einige moderne Nutzungsmöglichkeiten werden dabei gerade erst genauer erforscht. Andere Anwendungsverfahren haben hingegen lange Tradition und werden heutzutage lediglich wiederentdeckt.
Wichtige Nutpflanzen in der Lebensmittelproduktion
Geht es um pflanzliche Lebensmittel, lässt sich die Zahl wichtiger Nutzpflanzen kaum an einer Hand abzählen. Sicher sind Klassiker unter den Obst- und Gemüsepflanzen wie
- Äpfel,
- Bananen
- Birnen,
- Erdbeeren,
- Getreide,
- Gurken,
- Kartoffeln,
- Kirschen,
- Möhren,
- Paprika,
- Tomaten
- oder Zwiebeln
jedem bekannt. Sie stellen seit jeher wichtige Grundnahrungsmittel und gehören daher zum Standardangebot jedes Lebensmittelladens. Daneben gibt es allerdings auch sogenannte Functional Foods und Superfoods.
Abgesehen von ihrem hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralien, der im Übrigen allen pflanzlichen Lebensmitteln gemeinsam ist, zeichnen sich die beiden Lebensmittelgruppen durch weitere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe aus.
Dazu gehören unter anderem Beerenfrüchte wie Cranberries, Brombeeren oder Blaubeeren, die große Mengen Anthocyane enthalten. Die rot-violett bis blau färbenden pflanzlichen Farbstoffe sind in der Medizin als antioxidative Wirkstoffe bekannt und können sogar bakterielle Infektionen wie Harnwegsinfekte entschärfen.
Die Lebensmittel der nächsten Generation
Eine weitere Besonderheit von Functional Food und Superfood ist, dass sich einige Lebensmittel äußerst kreativ weiterverarbeiten lassen. Ein gutes Beispiel hierfür sind Sojabohnen, Linsen, Lupinen und Erbsen. Die Hülsenfrüchte werden wegen ihrem hohen Proteingehalt gerne zur Herstellung veganer Lebensmittel genutzt.
Da Proteinquellen im Bereich pflanzlicher Nahrungsmittel eher rar gesät sind, bilden Produkte aus Hülsenfrüchten eine wichtige Alternative zu tierischen Eiweißquellen wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukten. Interessanter Weise lassen sich aus Linsen-, Lupinen- und Sojamehl auch die meisten tierischen Lebensmittel nachahmen.
So eignet sich Sojamehl beispielsweise hervorragend zur Herstellung von Fleisch-, Milch-, Joghurt- und Käseersatz. Gleiches gilt für das Proteinmehl der Lupine, aus dem sich sogar veganes Schnitzel und Chicken Nuggets herstellen lassen. Erbsen- und Linsenprotein liefern zusätzlich eine hervorragende Grundlage für Pflanzensahne, die sich wie echte Sahne problemlos steif schlagen oder in Soßen verarbeiten lässt.
Wegen ihren mannigfaltigen Zubereitungsmöglichkeiten, ebenso wie ihrer vergleichsweise kostengünstigen Produktion werden Hülsenfrüchte im Bereich der Nutzpflanzen mittlerweile als Lebensmittel der Zukunft diskutiert. Einerseits bieten aus ihnen gefertigte Milch- und Fleischersatzprodukte einen realen Lösungsansatz zur Reduzierung der umweltschädlichen Massentierhaltung. Andererseits könnten Lebensmittel aus Hülsenfrüchten auch von Hungersnöten geplagten Krisengebieten und Entwicklungsländern eine neue Chance zur Sicherung ihrer Lebensmittelversorgung eröffnen.
Wertvolle Inhaltsstoffe aus Nutzpflanzen
Pflanzliche Lebensmittel allein bilden aufgrund ihres hohen Vitamin- und Mineralstoffgehaltes bereits wichtige Nährstoffquellen. Speziell Getreide und Hülsenfrüchte liefern zusätzlich auch Pflanzenproteine. Ähnlich bedeutsam sind aber auch medizinische Wirkstoffe sowie Farb- und Aromastoffe aus Nutzpflanzen. Den Anfang machen diesbezüglich klassische Küchen-, Gewürz- und Teekräuter, darunter:
- Fenchel
- Ingwer
- Kamille
- Knoblauch
- Lavendel
- Petersilie
- Pfefferminze
- Rosmarin
- Salbei
- Schnittlauch
- Senf
- Thymian
- Nutzhanf
Dieselben Inhaltsstoffe, die für das außergewöhnliche Aroma beziehungsweise die Farbe besagter Kräuter verantwortlich sind, verleihen ihnen meist auch eine einzigartige Heilwirkung. In Ingwer ist das zum Beispiel das entzündungshemmende Gingerol. Bei Laucharten wie Knoblauch und Schnittlauch ist Alliin als Vorstufe zum medizinisch relevanten und antibiotischen Allicin bekannt.
Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Salbei oder Thymian enthalten ebenfalls hochwirksame, antibiotische Aromastoffe (z.B. Campher, Rosmarinsäure, und Thymol). Diese werden nicht nur zum Würzen von Speisen, sondern auch als Wirkstoffe für Arzneimittel, etwa gegen Erkältung verwendet. Ähnlich sieht es mit den antibiotischen Wirkstoffen der Senfpflanze aus, wobei laut aktuellem Forschungsstand insbesondere die Senfölglykoside sogar gegen multiresistente Keime wirksam sind.
Hinzu kommen eine Fülle an Kräutern mit weiteren Wirkstoffkomplexen, die beispielsweise hautpflegende, herz- kreislauf-stärkende oder verdauungsfördernde Eigenschaften besitzen. Sie werden im Bereich der Naturkosmetik oder zur Herstellung von Herzmedikamenten, Verdauungspräparaten und anderen gesundheitsrelevanten Produkten eingesetzt.
Nutzpflanzen als Baumaterial
Dass es sich bei Nutzpflanzen nicht immer ums Essen drehen muss, beweisen der Bausektor sowie die Textil- und Möbelindustrie. Hier wird aus Pflanzenfasern und Pflanzenteilen eine Fülle kreativer Produkte gefertigt. Selbst in der Verpackungsindustrie und Produktion von Gebrauchsgegenständen hat man die pflanzlichen Rohstoffe inzwischen für sich entdeckt. Zu den wichtigsten Erzeugnissen aus Nutzpflanzen gehören hier:
- Hanffaser, Baumwolle und Flachs: Die Pflanzenfasern werden sowohl zur Herstellung von Textilien als auch zur Hausdämmung genutzt.
- Bastfaser und Peddigrohr: Zur Herstellung hochwertiger Korbwaren und Möbelgeflechte sind robuste Pflanzenfasern wie Bast und das als Rattan bekannte Peddigrohr ideal.
- Halme von Süßgräsern: Der Name von Pappe und Papier leitet sich bekanntlich von Papyrus ab. Dieser wurde bereits von den alten Ägyptern zur Herstellung des gleichnamigen Vorläufers moderner Papierbögen genutzt. Heute verwendet man zur Papierherstellung auch andere Süßgräser, wobei die pflanzeneigene Cellulose als Basis für die Papierstruktur dient.
- Baumholz und Bambus: Ob solide gepresste Hartfaser- und Sperrholzplatten, Massivholz oder Werkstoffe aus Bambus – die genannten Nutzpflanzenerzeugnisse dienen als Grundlage für Möbelstücke ebenso wie als Baugerüste und Hausverkleidungen. Voll im Trend liegen derzeit außerdem Gebrauchsartikel wie Zahnbürsten, Haarbürsten, Kämme, Besteck, Geschirr oder gar Handyhüllen und Fahrräder aus Bambus.
Fazit
Aus Nutzpflanzen lässt sich eine ganze Menge machen. Dabei helfen die Pflanzen nicht nur der grünen Revolution in der Wirtschaft, sondern können sogar Gesundheitsbeschwerden lindern und globale Versorgungsprobleme beheben. Sich etwas genauer mit wichtigen Nutzpflanzen auseinander zu setzen, kann also lohnen, und das nicht nur für Geschäftsinhaber oder Produzenten, sondern auch für Privatpersonen.